die das Originalinterview führten und die auch das Copyright für das
Interview inne haben. Das englische Original kann in den "Fish"-Seiten im
WorldWideWeb unter der Adresse
nachgelesen werden. Für die Erlaubnis zur Übersetzung und Veröffentlichung
sei Mark und Julie erneut herzlich gedankt. Das Interview wurde ursprünglich
Ende letzten Jahres geführt und ist der Nachfolgetext zu einem ersten
(dessen Übersetzung in AmigaGadget#21 erschienen ist). (an)
- Mark:
- Wie lief die Tournee - trotz den Problemen mit dem Bassisten - bisher?
- Fish:
- Sie läuft hervorragend. Sie hat all das erreicht, was wir uns erhofft
hatten. Momentan sind wir in Deutschland. Wenn man sich die Listen für
Oktober ansieht, findet man Lenny Kravitz, The Levellers, Saveloy Brown,
den Abend nach uns Peter Frampton, am Abend vorher Ziggy Marley. Zur Zeit
sind einige bedeutende Künstler unterwegs. Jemand hat ausgerechnet, daß
in den nächsten zwei Monaten bis Weihnachten 250 Musiker in Deutschland
auftreten werden. Es gibt einfach zu viele Bands. Das wird meine letzte
Tournee in Deutschland für mindestens ein Jahr sein. Wir werden im nächsten
Jahr bei einigen Open Air-Konzerten spielen, aber keine richtige Tournee
machen - es ist zu viel. Unsere Eintrittskarten sind teuer. Darauf hatte ich
keinen Einfluß; ich denke, daß 40 Mark für eine Karte zu viel ist. Wir
haben während der Deutschland-Tournee einen Zuschauerdurchschnitt von 650.
Vor zwei Wochen fragten die Leute, ob die Tour platzt. Der Veranstalter
rief mich an, als ich in Krakau, in Polen war, und sagte: "Wir haben ein
echtes Problem - was sollen wir machen?". Wir mußten die Tournee durchziehen;
wenn man Auftritte an Abenden mit 200 Zuschauern hat, sind das ziemlich
spektakuläre Auftritte. Die Dinge ändern sich, die Leute entscheiden sich
zum Konzertbesuch in der letzten Minute. Sie kaufen nicht mehr wie früher
zwei Monate im voraus. Das gleiche gilt für Platten - die Leute laufen
nicht mehr los und kaufen sofort. Das zeigt sich an den Verkaufszahlen von
"Yin" & "Yang" - sie bewegen sich auf einem konstaten Niveau. Es gibt
keinen großen Ansturm und dann ein Abflauen, vielmehr eine gleichmäßige
Bewegung. So lange es so läuft, bin ich zufrieden.
- Mark:
- Du hast für Deine Auftritte in Deutschland gute Kritiken bekommen.
- Fish:
- Die Kritiken für alle Konzerte waren unglaublich. Das waren die besten
Kritiken, die wir je für einen Auftritt bekommen haben. "Kick" haben gute
Arbeit geleistet - "Kick" ist die in Köln ansässige Agentur, die sich für
mich um den deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt kümmert.
Sie hat wirklich hart gearbeitet und so viel erreicht wie möglich war. Eines
der Probleme, das man immer mit den Medien und den Journalisten hat, ist,
daß man Interviews zwei Monate vor Beginn der Tournee gibt, die Zeitungen
das Interview aber nicht veröffentlichen, bevor die Tournee gestartet ist,
damit es mit etwas aktuellem korrespondiert. Manchmal ist das nicht das,
was man sich wünschen würde; es wäre besser, es käme vor den Kartenverkäufen.
Das Geheimnis liegt darin, alle Bereiche miteinander zu verflechten und
in Verbindung zu setzen.
Niemand ist aus den Konzerten gegangen und hat sich im Stich gelassen
gefühlt. Die Journalisten und die Leute vom Radio haben sie gut begleitet,
so daß ich zufrieden bin. Ich habe während dieser Tournee mehr Fernseh-
interviews gegeben als jemals zuvor. Jemand hat gestern abend gesagt, er
hätte gar nicht gewußt, daß mein Bekanntheitsgrad in Deutschland so hoch
sei. Ich habe den "Rock-Tag" in VIVA 2, der im November ansteht. Wir
zeichnen ihn am 4.November auf und ich glaube, er wird am 7. oder 8.
ausgestrahlt.
- Mark:
- Was hat es mit dem "Rock-Tag" auf sich?
- Fish:
- Da werden einen Tag lang unterschiedliche Videoclips gezeigt. Es gibt
eine ganze Sendung über The Who, eine über Lenny Kravitz. Ich stelle sie vor
und moderiere sie an und ab. So wird mein Gesicht bekannt. Yatta, mein
Produktionsmanager, war besorgt, daß wir auf diese Tournee ohne neue Stücke
im Repertoire gegangen sind, aber ich glaube, so wie die Medleys geworden
sind, insbesondere das grundlegende, verbunden mit der Tatsache, daß wir
"Black Canal" ins Programm genommen haben, ist es ein recht erfrischendes
Repertoire geworden, das viel Energie aufweist. Zurück zum Bassisten-Problem.
Wir haben zwei großartige Bassisten gefunden, jetzt haben wir zwei Optionen.
Zuerst hatten wir hinsichtlich Niall Sorgen, ob er es schaffen könnte,
da er so jung ist, aber er hat mehr als das vollbracht. Er hat sich direkt
in die Band eingepaßt. Gleiches gilt für Ewan, aber Ewan weiß nicht, was er
im nächsten Jahr machen wird. Er hat seine eigene Jazz-Band und -Projekte,
aber wir haben die Rückgriffmöglichkeit. Es ist genau so, wie ich meine
Solokarriere aufbauen wollte - eine Zahl von Leuten zu haben, die man
kontaktieren und auf die man zurückgreifen kann, wenn andere ausfallen.
- Mark:
- So wie Du es auch mit Mickey kannst?
- Fish:
- Ja, Mickey und Foss. Das einzige Problem, das ich je haben würde,
käme, wenn Robin oder Frank sich in anderen Projekten verausgaben würden.
Robin ist so wichtig geworden. Er wird einer der Dreh- und Angelpunkte
bei "Sunsets on Empire" werden. Es gibt schon viele Ideen dazu. Gestern
haben wir beim Soundcheck mit etwas herumgespielt. Irgendwie sprang dabei
einfach der Funke über. Man weiß, wenn die Jams einfach zu etwas werden und
man spürt es, wenn die Zeit gekommen ist. Man kann das Schreiben neuer Songs
nicht erzwingen.
Aber zurück zur Tournee - sie läuft großartig. Die Vorgruppe The Seer
fordert einen wirklich heraus. Man kann sich nicht einfach zurücklehnen
und sagen: nun, die Vorgruppe ist da und wieder weg. Sie müssen praktisch
jeden Abend eine Zugabe spielen. Die wärmen die Menge wirklich auf und es
ist gut, so etwas zu diesem Zeitpunkt der Tournee zu haben, da die Gefahr
besteht, daß man nach zwei Monaten auf Achse faul wird, besonders in
Deutschland, wo sich die Konzerte sehr ähneln. Ich erinnere mich, daß ich
im letzten Jahr hier einfach nur raus wollte, da ich "ausgedeutscht" war
(orig.:"Germaned out"), aber diesmal ist es einfach toll. Beim letzten Mal
hatte uns der Virus erwischt und jeder fühlte sich mies. Es gab ein großes
finanzielles Desaster, das vieles von dem blockierte, was wir versuchen
wollten. Aber in diesem Jahr ist die Situation besser. Meine Stimme
funktioniert einwandfrei, ich habe aufgepaßt, was ich mache. Es ist
schändlich - wir spielen Konzerte von zwei Stunden fünfzehn Minuten Dauer.
Yatta meint derzeit, es sei zu lang, aber wir haben beim Spielen einfach
so viel Spaß.
- Mark:
- Hast Du irgendwelche erwähnenswerte Erinnerungen von dieser
Tournee, Anekdoten, etc.?
- Fish:
- Ja, Anekdote Nummer eins. Wir hatten einen freien Tag in Malmö. Am
Abend zuvor hatten wir eine Art Soiree, so daß ich wirklich fertig war. Ich
beschloß, meinen traditionellen freien Tag zu nehmen, der darin besteht,
auszugehen, ein nettes Restaurant zu finden, ein Buch zu lesen und ruhig
und still zu sein - eine Art "Selbstheilungstag". Ich spazierte anderthalb
Stunden durch Malmö und kam zu diesem französischen Restaurant und
dachte mir "toll". Ich habe tatsächlich meine Frau angerufen und sie
gebeten, sich in ein Flugzeug zu setzen und herzufliegen, woraufhin sie
allerdings "Nein, das kann ich nicht machen." antwortete. So habe ich mich
dann alleine hingesetzt und gedacht, ich könnte meine Frau aus dem
Restaurant heraus anrufen. Ich schaffte es nicht, mein Telefon zu bedienen -
eines dieser neuen internationalen Telefone - und es gelang mir einfach
nicht, herauszubekommen, wie das verfluchte Ding funktionierte. Ich hatte
die Bedienungsanleitung für das Telefon im Haus gelassen. Also nehme ich
mir dieses großartige Buch "The Diamond Age", das, wenn ich mich nicht
irre, von Stevenson ist. Das war ein stämmiges, zweieinhalb Inch dickes
Exemplar. Ich marschierte also in dieses Restaurant, mit den alten Jeans und
dem zerknautschten Sweatshirt. Die Kellner blickten betreten zu Boden.
Man wies mir einen Tisch zu und ich gab meine Bestellung auf. Ich bekam
eine Flasche Wein und saß da, las das Buch und versuchte zu telefonieren,
ohne dabei aber durchzukommen. Plötzlich bemerkte ich, daß die Kerze auf
dem Tisch heller als noch fünf Minuten zuvor brannte. Ich sah auf und
entdeckte, daß mein Buch Feuer gefangen hatte! Jeder im Restaurant blickte
mich an und fragte sich, was ich machen würde. Ich blies das Feuer aus
und las weiter.
Der andere Höhepunkt war definitiv das, was Du am letzten Abend gesehen
hast - der Biertrinker-Wettbewerb! Ich wollte schon immer bei einem solchen
Wettbewerb mitmachen. Das war unglaublich, definitiv etwas für die Jungs.
Auf dieser Tournee gab es viel zu lachen aber es galt auch, viele
Schwierigkeiten zu meistern.
Wir kamen in diesen polnischen Club und es war eine ziemlich ländliche
Gegend. Ich war da mit Fats, dem Jungen, der sich um die Beleuchtung
kümmert. Wir waren auf der Tanzfläche und jeder rempelte ihn an - es war
wie eine Disco der siebziger Jahre, es war ziemlich lustig. Nach dem
Konzert in Litauen machten wir an diesem Hotel halt und die Hotelmanagerin
rief den Veranstalter an, um ihm mitzuteilen, das es unglaublich sei. Sie
hätten gerade den ersten farbigen Gast gehabt. Das war ein wirklich wilder
Platz - es ist definitiv der "Wilde Osten". Man fährt mit dem großen Bus
die Straße entlang, überholt Pferde und Karren mit Stoppelrüben. Es ist
eine ziemlich wilde Gegend, aber sie bietet auch viel Spaß. Die Konzerte in
Estland waren wundervoll. Alle tanzten sehr viel. Vor und nach den
Soundcheck lief Bob Marley, Frankie goes to Hollywood oder James Brown und
und jeder tanzte mit. Auf dieser Tournee gab es viel Musik. Wir haben
auch viele Videos mit. Oben haben wir einen Videoclub: "Das Schweigen der
Lämmer", "The Crying Game", "Das Piano", eine Menge anspruchsvoller Filme,
inklusive "Under Siege" und anderer Sachen, Filme von Stephen Segal,
"Shallow Grave", einige wirklich gute Filme. Aber gleichzeitig ist da die
Musik, die wir abspielen, wie etwa Johnny Cash. Wir haben eine CD dieser
Band aus Lappland, die wirklich gut ist. Auf dieser Tournee hatte ich das
Album von Pulp mit, Harry Conick Jnr's letztes Album, eine Platte mit Dance-
versionen indianischer Musik. Ich hatte das neue Goldie-Album dabei. Ich
hatte Massive Attacks Production-Album, ein Album mit Jungle-Musik, Oasis'
neue Scheibe, Blur's neues Album, Johnny Cash live in San Quentin. Wir
haben wirklich einiges abgefahrenes dabei. Ich habe ein Album von Ronnie
Jordan mit dem Titel "The Quiet Revolution", das in die Richtung von
Jazzmusik geht. Wir haben uns wirklich Musik aus einem breiten
Spektrum angehört. Jeder stand auch auf Tom Petty. Das ist auch so ein
Zeichen. Wenn man beginnt, sich sehr viel Musik anzuhören, heißt das, daß
sich das Album entwickelt. Die Band ist großartig, die Stimmung unterwegs
toll. Wir hatten eine wirklich gute Zeit in Skandinavien und es hat uns
wirklich schockiert, als wir merkten, daß sie sehr, sehr teuer gewesen
war! Und dann war da natürlich noch die Ewan Vernal-Geschichte über
den Champagner.
Das ist eine tolle Geschichte. Ewan war seit drei Tagen in der Band, und
wir waren in Wroclaw aus, was darin endete, daß wir eine Mahlzeit mit dem
Veranstalter und den Leuten vom Radiosender einnahmen und uns danach
trennten und in verschiedene Clubs in der Gegend gingen. Ewan verschwindet
in diesem wirklich noblen Nachtclub. Kurz bevor der schließt, kauft er
sich diese Flasche Dom Perignon. In Polen haben sie eine Währungsreform
durchgezogen - dabei haben sie etwa vier Nullen des alten Geldes
gelöscht, früher bekam man 20 Millionen, aber nun sind es etwa
zwanzigtausend oder wie auch immer. Er bestellt diesen Dom Perignon, er
hatte drei Flaschen bestellt, und nicht vor Ende des Abends kommt er
darauf, daß der Preis in der Weinliste in der neuen und nicht in der alten
Währung ist. Als nächstes fuhren zwei Sicherheitsleute zu unserem
Hotel und holten Yatta, der das Geld aus dem Hotelsafe holen mußte, und
herunterkam, um einen sehr, sehr betrunkenen Ewan auszulösen, der letztlich
über 1000 Pfund für Champagner ausgegeben hatte. Der bandinterne Rekord
lag zuvor bei Yatta und betrug 400 Pfund, und Ewan übertraf ihn! Er war so
betrunken, daß er sich nie genau erinnern konnte, was eigentlich passiert
war. Wir ließen ihn nackt auf seinem Bett, die Decke anstarrend, wie ein
Toter liegend, zurück - er war wie eine Leiche, die nur noch ihre Socken
anhatte! Am nächsten Morgen kam er mit einer Flasche Bier in der Hand
herunter, checkte aus, ging direkt zum Bus und kollabierte. Bis zum
nächsten Tag realisierte er nicht, wie viel Geld er ausgegeben hatte. Er
mußte einfach die Tournee mit uns durchziehen, da er uns das Geld
zurückzahlen mußte! Das ist eine Möglichkeit, die Band zusammenzuhalten.
- Mark:
- Ist das ein Rekord, den Du selbst auch brechen willst?
Fish: Auf keinen Fall. Wir knieten alle mit den Worten "Wir sind es nicht
wert!" (orig.: "We're not worthy!") nieder. Ewan ist ein wirklicher
Glücksfund. Aber auch Niall Muir ist ein sehr lustiger Kerl, seine Aktionen
auf der Bühne haben Frank richtig munter gemacht. Jeder in der Band spielt
toll. Wir haben den "Roadhouse Blues" weggelassen, er langweilte uns,
und dafür "Boston Tea Party" aufgenommen. Das ist ein tolles Programm. Ich
werde nie wieder ein solches spielen. Die gute Nachricht ist, daß das erste
polnische Fernsehprogramm, eine Art polnische ARD, ein komplettes Konzert
mit Elektronik und ein rein akustisches aufgezeichnet hat - das sind zwei
völlig unterschiedliche Konzerte. Um ein Beispiel zu geben: das akustische
Konzert haben wir mit Ewan gemacht. Wir hatten vor, etwa eine Stunde und
fünfzehn Minuten zu spielen. Wir spielten in diesem kleinen Club mit
etwa 150 Leuten in Krakau - beide TV-Konzerte waren in Krakau - so daß wir
uns entschlossen, "Sugar Mice", "State of Mind" und solche Songs zu spielen
und selbst das akustische Konzert dauerte dann zwei Stunden. Beide Konzerte
wurden mit sieben Kameras aufgezeichnet und wir bekamen die Gelegenheit,
die Bänder außerhalb Polens zu nutzen. Wir haben schon Interessenten in
Skandinavien, die die kompletten Konzerte haben wollen. Wenn die Sendung
im Januar/Februar unter Dach und Fach wäre, würde uns das wirklich bei
der Veröffentlichung des Live-Albums im nächsten Jahr und dem Bekanntheits-
grad der Open Airs helfen. Wahrscheinlich werden wir das akustische
Konzert, das elektrische Konzert und die Videos gleichzeitig
veröffentlichen - erst an Mitglieder des Fanclubs und dann offiziell.
- Mark:
- Obwohl Du zur Zeit mitten in einer gewaltigen Tournee steckst, kommen
ständig e-Mails, in denen ich gefragt werde, wann Du denn in der Heimat der
Anfragenden - in Venzuela, Australien oder wo auch immer - auftreten wirst.
Die meiste dieser elektronischen Post kommt aus den USA - hast Du immer noch
vor, im nächsten Jahr dort rauszukommen?
- Fish:
- Irgendwann im nächsten Jahr werden wir definitiv dort sein. Ich muß
da einfach hin und etwas tun. Das ist mir inzwischen selbst unangenehm. Ich
weiß, daß dort viele Menschen leben. Vielleicht könnte ich dem Beispiel
Marillions folgen und in zehn Städten spielen. Zur Zeit ist es das erste und
wichtigste, den nächsten Schritt zu machen. Uns wurde ein Angebot von den
Falkland-Inseln gemacht, das wir wirklich annehmen wollen und um das sich
mein Agent zur Zeit kümmert. Wir wollen runter nach Spanien, sprechen mit
spanischen Veranstaltern über drei oder vier Konzerte - die dann vermutlich
im Januar oder Februar stattfinden werden. Wir werden uns auch mal in
Portugal versuchen und dort anklopfen. Nach Italien kamen wir nicht hinein;
jede Tournee in Italien in der ersten Hälfte dieses Jahres schrieb rote
Zahlen und die Veranstalter waren nervös. Die politische und wirtschaftliche
Situation erinnert an die Siebziger. Wir wollten dort wirklich auftreten,
aber man machte uns einfach kein Angebot. Nach Südafrika kommen wir
wahrscheinlich im Februar. Ich spreche zur Zeit mit einer australischen
Vertriebsagentur über einen Vertrieb dort unten, und ich spreche ebenfalls
mit einer amerikanischen Firma. Ich werde im Januar runter nach MIDEM
fahren - man bot uns eine Show in MIDEM als Teil einer schottischen Nacht
an, was uns Cannes wieder in die Rechnung aufnehmen ließ - vielleicht
machen wir das und hängen dahinter Spanien dran. In die Türkei gehen wir im
Mai, und der Rest zeichnet sich jetzt erst ab. Eine der wichtigsten Sachen
im nächsten Jahr ist die Fertigstellung der Alben und die Teilnahme an den
Open Air-Konzerten. Ich möchte bei fünf oder sechs Open Airs in
Skandinavien und an vier oder fünf in Deutschland teilnehmen. Wir brauchen
sie, um das Geld zur Auffüllung der Kriegskasse zusammen zu bekommen,
um Yatta zu bezahlen. Wenn wir komponieren und aufnehmen, verdienen wir kein
Geld, so daß wir im nächsten Jahr zur Bezahlung der Band, des Stroms und all
der anderen Dinge die Open Airs brauchen, um die ganze Sache am Laufen zu
halten. Ich sehe die Sache so, daß das Ding mit Amerika vielleicht im
September über die Bühne geht - falls wir den Vertrieb in Amerika auf die
Reihe bekommen - weil der Katalog momentan ziemlich umfangreich wird. Ich
habe vor, im nächsten Jahr drei Alben zu machen. Das "Sunsets on Empire"-
Album, ein zweites, abstrakteres Album und dann gleichzeitig vielleicht noch
ein Album mit Coverversionen, das wir einfach so spontan aufnehmen könnten,
mit Jackson Brown, Jodi Mitchell - im Stile amerikanischer Sänger/Songwriter.
[..] Das bedeutet, daß wir mit knapp einem Dutzend Alben, einschließlich dem
Livematerial, auf die Suche nach einem großen Vertrieb gehen. Wir haben vor,
"PigPen's Birthday", das Konzert in Hammersmith '90, und "Crypt Creepers",
die Düsseldorfer Show aus dem Jahre 1991, neu aufzulegen. "Toiling in the
Reeperbahn" wird aus dem Angebot genommen, genauso wie das Fanclub-Konzert
in Haddington und das andere aus Edinburgh. Einiges davon wird nun zu
wirklich guten Sammlerstücken werden. Ich glaube, mit dieser Live-Packung
besteht die Möglichkeit, die vier Alben - die vier Doppelalben - zu
Preisen von Einzel-Alben auf den Markt zu bringen. Vielleicht werden wir
sie gleichzeitig mit den Videos veröffentlichen. Wir haben den Livemitschnitt
von dieser Tournee. Die Shows in Polen wurden auf 24 Track-Material
aufgenommen, was bedeutet, daß wir Zugriff auf vollständige Masterbänder
haben. Was wiederum bedeutet, daß wir uns hinsetzen und ein paar mißglückte
Noten, etc. reparieren können. Nur um ein wirklich gutes Livealbum auf die
Beine zu stellen. An dieser Stelle sei gesagt, daß das DAT-Band aus Esbjerg
in Dänemark hervorragend war; überhaupt fliegen ein paar gute DATs hier
herum. Die Skandinavier haben bereits Interesse an der Stockholmer Show
angemeldet, die sie als Doppel-Live-Album zum Preis eines Einzel-Albums
herausbringen möchten. Das ist alles eine Frage des Geschäftes, die Sache
am Laufen zu halten.
- Mark:
- In diesem Jahr gibt es keine Convention der "Company" Schottland.
Hast Du vor, sie nur noch alle zwei Jahre abzuhalten?
- Fish:
- Ja. Ich denke, daß wir in diesem Jahr so viel getourt sind, daß jeder
die Möglichkeit hatte, uns zu sehen. Ich würde die Convention lieber im
nächsten Sommer, vielleicht während des Edinburgher Festivals, abhalten,
und beten, daß es diesmal nicht regnet. Wir haben ein Konzert im Rotterdamer
Feyenoord Fußballstadion, eine große AIDS-Wohltätigkeitsveranstaltung. So
wie's aussieht, werden wir das wohl machen. Obwohl wir im nächsten Jahr
Open Air-Konzerte geben, könnten wir Conventions in Hallen geben, etwa eine
in Belgien für die Belgier und die Franzosen, eine in Deutschland, eine in
Holland und eine in Schottland. Wir könnten das zwischen den Open Airs
machen. Zusätzlich wollen wir zwischen den Open Airs in der ehemaligen DDR
auftreten. Wir waren in Harlett - es war unglaublich, 800-900 Leute kamen.
Wir wollen also wirklich nach Leipzig. Prag lief für uns auch gut. Es
besteht die Möglichkeit, ein Open Air in Polen zusammen mit GWR, einer der
lokalen Radiostationen, die auch über Satellit empfangen werden kann, zu
machen. Die spielen schon jetzt sehr viel von unserem Material. In Tallin,
Estland, findet auch ein Festival statt. Zwischen all diese Open Airs
könnten wir Zusatztermine einbauen. Ich habe auch den Wunsch, nach
Frankreich zurückzukehren und weitere 10 oder 12 Konzerte in der Provinz
zu geben. So wie es aussieht, dürfte der Auftritt in Paris ausverkauft
sein. Der Veranstalter ist völlig aus dem Häuschen, er meinte "Die
Aussichten Fishs haben sich in Frankreich völlig gewandelt. Vorher waren
sie eher trübe, nun sind sie vielversprechend." "Just good Friends" war
die Nummer 4 auf der Playlist von RTL, was ziemlich toll war. Definitv hat
die "Yin" & "Yang"-Tournee sehr viele positive Energien freigesetzt und so
viele Leute angezogen. Wir müssen da weitermachen. Wir müssen das neue
Studioalbum auf den Markt bringen und es muß sehr gut werden. Mit der
Energie, die wir zur Zeit haben, sind wir in der optimalen Lage, ein Top-
Album aus dem Hut zu ziehen. Ich muß einfach mit einem umwerfenden Album
herauskommen, ich muß einen All-Time-Klassiker schaffen. Ich glaube wirklich
und ernsthaft, daß das im Bereich unserer Möglichkeiten liegt.
- Mark:
- Wird es eine weitere Singleauskopplung von "Yin" & "Yang" geben?
- Fish:
- Wir haben darüber nachgedacht, "Lucky" könnte eine werden. Aber
andererseits kostet die Veröffentlichung einer Single so viel Geld, daß wir
uns fragen, ob sich das bezahlt macht. Wir haben in Großbritannien im
Rahmen der Tournee so viel Radiowerbung laufen, vielleicht können wir im
Januar was herausbringen. Ich hielte es für keine gute Idee, im Dezember
etwas auf den Markt zu bringen, da dort dann sehr viele musikalische
Schwergewichte präsent sind. Eine andere Sache betrifft EMI, die nun
"Marillion" ziehen ließen - vielleicht können wir nun im Mai "Lavender"
veröffentlichen. Ich denke, daß vor allem das alte Material, das wir
aufgenommen haben, sich hervorragend zur Veröffentlichung eignen würde,
wenn das Live-Album auf den Markt kommt. Die ganze Sache mit EMI hat sich
nun geändert. Ein weiterer Aspekt betrifft viele meiner Vertriebsverträge,
die im Mai zur Verhandlung anstehen und bei denen vielleicht einige der
Firmen, mit denen ich zur Zeit vertraglich verbunden bin, ausgetauscht
werden.
- Mark:
- Wann beginnst Du mit den Arbeiten an "Sunsets on Empire"?
- Fish:
- Im Dezember oder im Januar. Die harte Wahrheit ist die, daß die
Veröffentlichung von "Yin" & "Yang" nicht wie eine Bombe eingeschlagen hat.
Wir wußten, daß wir innerhalb der ersten Monate nach der Veröffentlichung
eine Entscheidung treffen mußten. Wären von "Yin" & "Yang" 300.000 Kopien
verkauft worden, hätte uns das die notwendige Zeit gegeben. Viele Leute
sagen sich: "Nun, die Stücke habe ich bereits." Viele sind sich nicht
bewußt, daß sehr vieles neu eingespielt wurde. Das läuft alles sehr langsam,
man kann sich also nicht einfach zurücklehnen. In Deutschland gab es einige
Negativbeispiele, bei denen die Leute meinten: "Nun, es ist zwar eine
Best-Of-Sammlung, aber wann bekommen wir die neuen Sachen? Ist Fish als
Songwriter ausgebrannt?". Die Antwort darauf ist ein klares NEIN! Was wir
werden machen müssen, ist, es zu beweisen. Ich habe immer gesagt, daß
"Yin" & "Yang" eine Eintrittskarte in neue Märkte war. Wir sprechen auch
mit den Japanern und Leuten aus Südostasien über Tourneen, aber all das
muß mit dem Schreiben neuer Songs abgestimmt werden. Das Schreiben ist das
Allerwichtigste.
- Mark:
- In welche Richtung wird das Album gehen, sind Dir während der Tournee
einige Ideen gekommen?
- Fish:
- Ja, ich will ein Album mit Groove und guten Melodien machen. Groove
finde ich wirklich wichtig. Als ich mir die Goldie-Sachen angehört habe,
fand ich es wirklich interessant, aber das wäre eher was für das abstrakte
Album. Vielleicht machen wir viel mit Bass-Piano und Voice-Over-Effekten,
und nutzen das als Bindematerial zwischen den einzelnen Nummern. Wir
müssen einfach mal sehen, wie das wird.
- Mark:
- Heißt das, daß das Album ein wenig wie ein Konzeptalbum wird?
- Fish:
- Wir müssen einfach mal abwarten, was passiert, laß es sich
entwickeln. Ich bin mal wieder sehr an der Folk-Ecke interessiert und
an diesen Folk-Blues-Sachen. Ich denke, daß es wahrscheinlich viel mehr
schottische und irische Einflüsse geben wird. Aber dann sehe ich wiederum
den Groove und die Melodie. Ein bißchen in Richtung der "Doors". Glaube ich!
- Mark:
- Wird James das Album produzieren?
- Fish:
- Es gibt mehrere Möglichkeiten. James ist zur Zeit beschäftigt. Eine
Möglichkeit ist Calum Malcom, der mit Runrig, Blue Nile, Martin Taylor
gearbeitet hat.
- Mark:
- Wie sieht es mit der grafischen Gestaltung aus, wird Mark Wilkinson
daran beteiligt sein?
- Fish:
- Ja, ich werde meine Ideen an Mark weitergeben und dann sehen, wie
Mark zu ihnen steht und ob sie ihn begeistern. Mark hat zur Zeit viel
Arbeit, er ist ein sehr beschäftigter Mann. Die ganze Idee basiert darauf,
etwas im Art Deco-Stil zu machen, in Richtung Art Nouveau. Mit einem
Cover wie ein Filmplakat mit Rudolph Valentino. Sehr romantisch, aber
gleichzeitig ähnlich dem "Internal Exile"-Cover mit modernen Symbolen
versetzt. Der Schriftsatz wird beispielsweise definitiv im Art Deco-Stil
gestaltet.
- Mark:
- Habt Ihr bisher etwas von EMI / Polydor zurückbekommen?
- Fish:
- Nein, wir waren nicht in der Lage, darüber zu reden. Ich glaube, wir
werden uns mit diesen Leuten im Dezember oder Januar zu Gesprächen treffen.
- Mark:
- In der "Freaks"-Mailing-List gab es viele Diskussionen über den
lyrischen Inhalt von "Misplaced [Childhood]" und ob es aus religiöser
Sicht geschrieben worden sei.
- Fish:
- Religion ist umfassend, ich war schon immer an Religion interessiert.
Es gibt in "Misplaced" eine gewisse Menge darüber, aber keinen religiösen
Unterton oder eine religiöse Botschaft. Religion fasziniert mich genauso
wie es Beziehungen tun. Das ist etwas, worüber wir auf den Interview-CDs
sprechen wollen, die wahrscheinlich auch im nächsten Jahr erscheinen werden.
- Mark:
- Wie kommt es, daß Du schließlich doch ins kalte Wasser gesprungen
bist und Dir die Yin & Yang - Tätowierung geholt hast ?
- Fish:
- Das mußte einfach gemacht werden, es war Schicksal. Diese Tournee
brachte so viel Spaß, ich wollte etwas, das mich an sie erinnert. Als wir
diese Tournee begannen, war so viel los, schwirrten so viele Geschichten
in der Luft herum. Ich habe entschieden, mich an einem Roman zu versuchen,
der den Titel "Auf der Suche nach Yang" tragen wird. Das wird vom Konzept
her wie Conrads "Out of Darkness", nur nicht mit dessen Anspruch.
Wahrscheinlich eher humoristisch. Als wir mit der Tournee loslegten, wußten
wir nicht, was passieren würde, wir wußten nicht, ob wir an ihrem Ende
ein Dach über dem Kopf haben würden. Es gab während dieser Tournee einige
wirklich ernste Abenteuer, wirklich ernste. Von der Sache um Paton bis zu
Drohungen und anderem. Man muß sich wirklich ein Herz fassen, wenn man sich
mit dem Bus auf die Straße begibt - ähnlich wie ein Schiffsreisender, der
sich in unbekannte Gewässer aufmacht. An manchen Stellen der Tournee hatte
ich ein Gefühl wie Cornal Kurtz in "Apocalypse Now". Ich wollte mich schon
immer an einer Autobiographie versuchen, fürchtete aber, nicht mehr zustande
zu bringen als eine Aufzählung der Sorte "Diese Single wurde veröffentlicht
und erreichte Platz 3 der Charts und diese Single, blah, blah, blah, und ich
habe George Michael getroffen, und so weiter und so weiter". Ich will eine
Sammlung, ein Mosaik aus Geschichten schaffen. Das wird mit der Malmöer
Geschichte mit dem Buch beginnen. Mir steht unterwegs ein Computer zur
Verfügung und ich versuche, damit klar zu kommen. Aber um ehrlich zu sein,
ist das ganz schön schwer. Die Textverarbeitung ist schwer zu bedienen.
Aber wer braucht schon ein Tagebuch wenn man Yatta hat. Langsam bekomme ich
jedoch den Durchblick, die Bedienung mit der Maus beherrsche ich inzwischen.
Auch ein paar Computerspiele habe ich schon ausprobiert. Schritt für Schritt
trete ich in diese Welt ein. Zuhause habe ich nun mein eigenes Büro, was die
Dinge einfacher macht. Ich kann mich hinsetzen und schreiben, ohne die
Couch mit meiner Tochter teilen zu müssen, die sich gerade ein
deutschsprachiges Video des "Dschungelbuchs" ansieht. Ich möchte dieses Buch
gleichzeitig mit den Alben machen. Ich würde auch gerne die Drehbücher
schreiben. Zur Zeit durchlebe ich eine wirklich kreative Phase und ich
möchte mich ihr hingeben. Das ist eine lange Tournee und wir sind wirklich
stolz, daß wir so weit gekommen sind. Nach der Meinung vieler Leute wäre
- aus verschiedensten Gründen - diese Tournee schon vor 20 Tagen vorbei
gewesen. Allein die Tatsache, daß man so lange zusammen in einem Bus sitzt,
etwas, womit man mit 23 Jahren leicht klar kommt, ist mit 37 Jahren nicht
ganz einfach. Im letzten Jahr sagte man mir, daß ich ein ernsthaftes
Problem mit meiner Stimme hätte, aber das habe ich durchgestanden. Ich
rauche jetzt nur noch Light-Zigaretten, halte mich von harten Drinks fern
und trinke viel Wasser.
- Mark:
- Also gurgelst Du auch nicht mehr mit Wein?
- Fish:
- Nein, mit dem Gurgeln habe ich völlig aufgehört. Mir war nie ganz
klar gewesen, wie schädlich das war. Ich habe auch aufgehört, Aspirin zu
schlucken. Während der letzten Tournee schluckte ich jeden Tag Aspirin,
sechs Stück täglich. Ich nahm ein paar Halspastillen, hatte ein paar Mal
Halsweh, aber nichts, was sich negativ auf die Auftritte ausgewirkt hätte,
dieses Programm war einwandfrei. "Fugazi" spielen wir in tieferer Tonlage,
was niemand bemerkt. Aber der Rhythmus ist brilliant - Attacke, Attacke,
Attacke. Jetzt stehen uns noch 14 Konzerte bevor. Als wir erstmals die
Reiseroute vorgelegt bekamen, hat sie sich während der ersten 3 Wochen
niemand von uns angesehen - sie war viel zu furchteinflößend. Aber es lief
gut. Wir betrachten sie als unterschiedliche Abteilungen. Skandinavien war
eine eigene Abteilung, Deutschland ist eine. Nach zwei freien Wochen kommen
die Konzerte in England. Schließlich spielen wir auch in Irland, in Belfast
und Dublin, was eine tolle Sache ist. Das ganze entwickelte sich genau so,
wie wir uns das gewünscht haben, unser Bekanntheitsgrad steigt. Wir sehen
in jedem Konzert die Chance, Werbung für uns zu machen. Kein Konzert dieser
Tournee war wirklich mißlungen. Dem Auftritt in Posen, in Polen, fehlte es
ein wenig an Glanz. Wenn man die Daten durchgeht und es heißt, man würde
in einer für 2500 Leute ausgelegten Halle spielen und man kommt hin und
stellt fest, daß das ganze eher für 8000 Leute gedacht ist, man ist aber
nur auf die kleinere Halle vorbereitet, dann ist das in etwa so, als wolle
man eine Rave-Party mit einem tragbaren CD-Player schmeißen. In Mannheim
hatten wir schreckliche Schwierigkeiten, die eher technischer Natur waren
als stimmlicher, und die eher die Halle betrafen als die Techniker. Aber
sogar bei diesen Konzerten war die Stimmung hervorragend. Die ganze Tournee
steht also unter einem guten Stern des Erfolges, was eine tolle Sache ist.
Im letzten Jahr dachte ich darüber nach, nie mehr auf Tournee zu gehen, so
daß das jetzt ein krasser Stimmungswandel war. Mir hat diese Tournee
wirklich Spaß gemacht, ich bin fast an dem Punkt, an dem ich nicht mehr
weiß, was ich machen soll, wenn sie zu Ende ist. Ich stecke so in dieser
Tournee drinnen. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, mit Marillion
eine solch großartige Tournee gemacht zu haben, 3 Monate voller Arbeit.
- Mark:
- Ich denke, Du wirst einfach fertig sein, wenn Du wieder nach Hause
kommst.
- Fish:
- Nun, ich habe schon mit Kenny unten am Tynesider gesprochen und ihm
gesagt: "Am 22.November um 6 Uhr möchte ich einen Pint für 80 Schilling
auf dem Tresen stehen haben, der auf mich wartet!". Das tolle ist, daß
die Hibs richtig Erfolg haben und Dritte der Liga sind. Das Leben ist gut.
- Mark:
- Was ist das erfreulichere: der dritte Platz der Hibs oder die
Tatsache, daß die Hearts Tabellenletzte sind?
- Fish:
- Das ist Yin & Yang, nicht wahr? Das ist lustig. Ich habe festgestellt,
daß 3 Mitglieder der Band "Jambos" (Fans der Hearts) sind. Nach und nach
geben sie sich zu erkennen. Am Anfang gab nur Squeaky zu, daß er Fan der
Hearts sei, aber es interessiere ihn nicht besonders. Aber die letzten
Wochen haben ihn mitgenommen. Sogar Foss, ist ein heimlicher Jambo. Und
Squeely. Squeely ist der Spitzname von Niall Muir, weil ihn mal jemand
nachts an einer sensiblen Stelle berührt und er einen hohen Schrei
ausgestoßen hat! Der brachte das Glas zum Springen. Squeaky, Foss und
Squeely sind also Jambos. Ich hatte viel Spaß mit der Textzeile in "Lucky":
"Down at Easter Road till his throat is raw, on a Saturday he knows the
score".
- Mark:
- Rufst Du samstags zuhause an, um die Ergebnisse zu erfahren?
- Fish:
- Ich rufe Kenny im Tyneside oder meinen Vater an. Ich rufe deshalb
niemals meine Frau an, weil sie die Ergebnisse nicht kennt. Das ist
wirklich witzig, weil ich gerade mein Horoskop gelesen habe. Ich lese mir
immer den Artikel von Patrick Walker in der "Sunday Mail" durch. Er macht
diese monatlichen Horoskope und ist dabei ziemlich gut. Es schrieb: "Gib
acht auf den Oktober - es wird so aussehen, als wäre Dir der Boden
entglitten." Ich sagte jedem, er solle vorbereitet sein. Ich sagte: "Seid
bereit, steht fest am Boden, es werden schlimme Dinge passieren". David
verließ uns am 1.Oktober und ich mußte mit dem ganzen Zeug fertig werden,
was ein Alptraum war. Das war wirklich ein Alptraum. Wir haben deshalb
einen Haufen Geld verloren. Am Ende des Tages werden wir bei dieser Tournee
immer noch Geld verlieren, aber das wird recht gut durch die Alben
ausgeglichen, die wir aufgrund dieser Tournee verkaufen konnten. So wie es
zur Zeit aussieht, werden wir etwa 20.000 britische Pfund verlieren, was
bei einer dreimonatigen Tournee dieser Größe so gut wie nichts ist, wenn
man Musiker und all das andere bezahlt. Zu Zeiten Marillions wären wir
damit sehr zufrieden gewesen. Wenn ich bei einer größeren Plattenfirma
wäre und denen gesagt hätte "Wir möchten 20 Tausender für eine Tournee",
hätte wohl niemand von denen abgelehnt. Wenn man bedenkt, daß wir bei der
"Vigil"-Tournee etwa 125.000 Pfund verloren haben, waren wir diesmal ganz
hervorragend. Wir sind nach Deutschland und einen Großteil Europas in
Zeiten der Rezession gegangen und haben es dennoch geschafft. Wir verdienen
eine Medaille. Yatta hat tolle Arbeit als Produktionsmanager geleistet.
Fats, unser Mann für die Beleuchtung, ist brilliant. Er wurde nun von
AC/DC angeheuert, wird mit denen für zwei Jahre unterwegs sein. In Köln
bekommen wir einen neuen Beleuchtungstechniker.
- Mark:
- Du verlierst also Fats?
- Fish:
- Ja, aber wir haben jetzt einen funktionierenden Pool. Wir haben eine
Zahl von Leuten, auf die wir zurückgreifen können. In einem dieser
technischen Magazine erschien ein Bericht und wir bekamen eine wirklich
gute Rückmeldung. "Yin" & "Yang" bringen das, was sie sollten. Sie schaffen
uns einen Ruf. Nachdem Marillion nun nicht mehr bei EMI sind, werden wir
viel bessere Aufmerksamkeit erfahren als noch vor zwei Jahren. Vor zwei
Jahren sagte Mark Kelly, er würde nicht mehr mit Fish zusammenarbeiten.
Jetzt sagte er einer Zeitung, ich kann mich nicht mehr an den genauen
Wortlaut erinnern, etwas wie "Wenn Fish mit einer guten Idee auf uns
zukäme, würden wir darüber nachdenken, solange die Gründe richtig wären
und es nicht nur ums Geld ginge." Meine Antwort darauf ist die.. (A) Wenn
ich eine wirklich gute Idee hätte, wären sie eine der letzten Bands, denen
ich sie mitteilen würde. Wen ich eine wirklich gute Idee hätte, würde ich
sie mit den Musikern, die ich jetzt habe, ausarbeiten wollen. (B) Wenn ich
Steve Hogarth wäre und diesen Artikel gelesen hätte, wäre ich auf die
Barrikaden gegangen. Das ist eine schreckliche Beleidigung für Steve
Hogarth. ER ist der Sänger von Marillion, er ist mit ihnen länger zusammen
als ich es war.
Ich bin nicht an einer Rückkehr interessiert und auch nicht daran, mit
ihnen zusammenzuarbeiten. Wie gesagt, wenn ich eine Idee hätte, würde ich
sie mit meiner eigenen Band ausarbeiten. Das ist so, als hätten sie gesagt,
sie wollten ihm bei einer seiner Ideen helfen. Ich brauche ihre Hilfe nicht.
Die einzigen Leute, die meine Rückkehr gerne sähen, sind wirklich harte
Fans und es gibt nur noch sehr wenige von ihnen. Um ehrlich zu sein: ich
glaube, daß das, was wir jetzt machen, weitaus aufregender ist als jede
Zusammenarbeit oder jede Rückkehr zu diesem Stil. Ich kann mir nicht
vorstellen, daß die Leute das wirklich interessieren würde. Ich hätte
nie gedacht, daß wir diese Art von Konzerten machen würden, die wir zur
Zeit machen - so entspannt, so kraftvoll, so energiegeladen, so
erfrischend wie die Show, die wir in diesem Moment geben. Ich habe sieben
Jahre damit verbracht, Schritt für Schritt eine Solokarriere aufzubauen,
und es war eine verdammt harte Schufterei. Ich denke nicht daran, all
diese harte Arbeit wegzuwerfen, nur um zurück zu diesem Namen zu kommen.
Denn alles, was Marillion sind, sind neun Buchstaben. Das ist alles - ein
Name. Ich brauche dieses Spiel nicht. Die Leute respektieren das, was ich
zur Zeit mache.
- Mark:
- Vor einigen Jahren hast Du ihnen ein Konzert im Stile des Lorelei-
Auftritts angeboten, bei dem erst Du aufgetreten wärst und dann sie mit
Steve und dann ihr alle zusammen.
- Fish:
- Ja, und gleichzeitig sagten sie mir, daß sie nie in ihrem Leben wieder
mit mir zusammen auf die Bühne wollten. Wenn sie bei einem neuen Label
unterschreiben und versuchen, diese Flamme wieder zu entzünden, dann tut
es mir leid, aber ich werde genau darüber jetzt einen Eimer Wasser giessen.
Ich bin in den letzten Jahren so oft zurückgewiesen worden. Ich habe einfach
aufgegeben. Ich finde Marks Haltung schlichtweg herablassend. Wenn ich Steve
Hogarth wäre, würde mich das aufregen. Sie haben sieben Jahre damit
verbracht, den Fish-Mythos zu zerstören und den Hogarth-Mythos aufzubauen.
Das bricht allem, was sie bisher getan haben, das Fundament weg.
- Mark:
- Es gibt jetzt viele Marillion-Fans, die Fish nicht mögen, und viele
Fish-Fans, die Marillion nicht mögen.
- Fish:
- Das ist jetzt Geschichte. Ich habe mit Yatta darüber gesprochen. Die
Leute interessiert das einfach nicht. Es wäre für mich sehr, sehr schlecht,
wenn ich mich in irgendeiner Weise mit ihnen einlassen würde. Das wäre so,
als gingen die Searchers auf Tour, oder wie die Bay City Rollers oder
wie auch immer. Es wäre definitiv eine nostalgische Geschichte und ich bin
nicht daran interessiert, mich mit Nostalgie zu beschäftigen. Ja, wir
spielen die alten Songs. Ja, wir haben sie auf den Alben. Aber die sind nur
da, weil ich sie mitgeschrieben habe.
- Mark:
- Es wäre ohnehin nie mehr dasselbe.
- Fish:
- Ich würde meine Jungs verraten, ich würde Robin, Frank und alle
anderen verraten.
- Mark:
- Ich denke, daß Robin und Frank zusammen hervorragende Arbeit
leisten. Die neue Version von "Incubus" ist umwerfend; einen Song, der
ohnehin schon ein Klassiker war, nochmal zu verbessern, dürfte schwierig
gewesen sein. Aber sie haben es geschafft.
- Fish:
- Ja. Man muß die Leute nur dazu bringen, ihn zu hören. In Deutschland
kamen viele Fans auf mich zu und sagten, daß sie sich die Platte eigentlich
nicht kaufen wollten, weil sie all die Sachen schon hatten, dann hätten sie
reingehört und es großartig und ganz anders gefunden. Viele Journalisten
haben das auch gesagt. Sie fanden es vollkommen anders. Man hört sich das
an und hört diese neuen Versionen von "Just good Friends", "Punch and Judy",
"Incubus", "State of Mind" und - "Wow!". Wie auch immer, jetzt ist es an
der Zeit für den Soundcheck.