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WEB GERMAN AUTOBAHNS
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INTERVIEW (ursprünglich erschienen in AmigaGadget Nr.24)

Das zweite Interview mit Fish


die Übersetzung des zweiten WWW-Interviews mit dem schottischen Rockbarden

Der folgende Text entstand mit freundlicher Genehmigung von

Mark & Julie Wynne

die das Originalinterview führten und die auch das Copyright für das Interview inne haben. Das englische Original kann in den "Fish"-Seiten im WorldWideWeb unter der Adresse

http://www.livjm.ac.uk/fish/intervws/311095p1.htm

nachgelesen werden. Für die Erlaubnis zur Übersetzung und Veröffentlichung sei Mark und Julie erneut herzlich gedankt. Das Interview wurde ursprünglich Ende letzten Jahres geführt und ist der Nachfolgetext zu einem ersten (dessen Übersetzung in AmigaGadget#21 erschienen ist). (an)

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Das Interview

© by Mark & Julie Wynne, deutsche Übersetzung von Andreas Neumann

Ort:
Cloppenburg, Park-Hotel
Datum:
31.Oktober '95
Interviewer:
Mark & Julie Wynne

Mark:
Wie lief die Tournee - trotz den Problemen mit dem Bassisten - bisher?

Fish:
Sie läuft hervorragend. Sie hat all das erreicht, was wir uns erhofft hatten. Momentan sind wir in Deutschland. Wenn man sich die Listen für Oktober ansieht, findet man Lenny Kravitz, The Levellers, Saveloy Brown, den Abend nach uns Peter Frampton, am Abend vorher Ziggy Marley. Zur Zeit sind einige bedeutende Künstler unterwegs. Jemand hat ausgerechnet, daß in den nächsten zwei Monaten bis Weihnachten 250 Musiker in Deutschland auftreten werden. Es gibt einfach zu viele Bands. Das wird meine letzte Tournee in Deutschland für mindestens ein Jahr sein. Wir werden im nächsten Jahr bei einigen Open Air-Konzerten spielen, aber keine richtige Tournee machen - es ist zu viel. Unsere Eintrittskarten sind teuer. Darauf hatte ich keinen Einfluß; ich denke, daß 40 Mark für eine Karte zu viel ist. Wir haben während der Deutschland-Tournee einen Zuschauerdurchschnitt von 650. Vor zwei Wochen fragten die Leute, ob die Tour platzt. Der Veranstalter rief mich an, als ich in Krakau, in Polen war, und sagte: "Wir haben ein echtes Problem - was sollen wir machen?". Wir mußten die Tournee durchziehen; wenn man Auftritte an Abenden mit 200 Zuschauern hat, sind das ziemlich spektakuläre Auftritte. Die Dinge ändern sich, die Leute entscheiden sich zum Konzertbesuch in der letzten Minute. Sie kaufen nicht mehr wie früher zwei Monate im voraus. Das gleiche gilt für Platten - die Leute laufen nicht mehr los und kaufen sofort. Das zeigt sich an den Verkaufszahlen von "Yin" & "Yang" - sie bewegen sich auf einem konstaten Niveau. Es gibt keinen großen Ansturm und dann ein Abflauen, vielmehr eine gleichmäßige Bewegung. So lange es so läuft, bin ich zufrieden.

Mark:
Du hast für Deine Auftritte in Deutschland gute Kritiken bekommen.

Fish:
Die Kritiken für alle Konzerte waren unglaublich. Das waren die besten Kritiken, die wir je für einen Auftritt bekommen haben. "Kick" haben gute Arbeit geleistet - "Kick" ist die in Köln ansässige Agentur, die sich für mich um den deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt kümmert. Sie hat wirklich hart gearbeitet und so viel erreicht wie möglich war. Eines der Probleme, das man immer mit den Medien und den Journalisten hat, ist, daß man Interviews zwei Monate vor Beginn der Tournee gibt, die Zeitungen das Interview aber nicht veröffentlichen, bevor die Tournee gestartet ist, damit es mit etwas aktuellem korrespondiert. Manchmal ist das nicht das, was man sich wünschen würde; es wäre besser, es käme vor den Kartenverkäufen. Das Geheimnis liegt darin, alle Bereiche miteinander zu verflechten und in Verbindung zu setzen.

Niemand ist aus den Konzerten gegangen und hat sich im Stich gelassen gefühlt. Die Journalisten und die Leute vom Radio haben sie gut begleitet, so daß ich zufrieden bin. Ich habe während dieser Tournee mehr Fernseh- interviews gegeben als jemals zuvor. Jemand hat gestern abend gesagt, er hätte gar nicht gewußt, daß mein Bekanntheitsgrad in Deutschland so hoch sei. Ich habe den "Rock-Tag" in VIVA 2, der im November ansteht. Wir zeichnen ihn am 4.November auf und ich glaube, er wird am 7. oder 8. ausgestrahlt.

Mark:
Was hat es mit dem "Rock-Tag" auf sich?

Fish:
Da werden einen Tag lang unterschiedliche Videoclips gezeigt. Es gibt eine ganze Sendung über The Who, eine über Lenny Kravitz. Ich stelle sie vor und moderiere sie an und ab. So wird mein Gesicht bekannt. Yatta, mein Produktionsmanager, war besorgt, daß wir auf diese Tournee ohne neue Stücke im Repertoire gegangen sind, aber ich glaube, so wie die Medleys geworden sind, insbesondere das grundlegende, verbunden mit der Tatsache, daß wir "Black Canal" ins Programm genommen haben, ist es ein recht erfrischendes Repertoire geworden, das viel Energie aufweist. Zurück zum Bassisten-Problem. Wir haben zwei großartige Bassisten gefunden, jetzt haben wir zwei Optionen. Zuerst hatten wir hinsichtlich Niall Sorgen, ob er es schaffen könnte, da er so jung ist, aber er hat mehr als das vollbracht. Er hat sich direkt in die Band eingepaßt. Gleiches gilt für Ewan, aber Ewan weiß nicht, was er im nächsten Jahr machen wird. Er hat seine eigene Jazz-Band und -Projekte, aber wir haben die Rückgriffmöglichkeit. Es ist genau so, wie ich meine Solokarriere aufbauen wollte - eine Zahl von Leuten zu haben, die man kontaktieren und auf die man zurückgreifen kann, wenn andere ausfallen.

Mark:
So wie Du es auch mit Mickey kannst?

Fish:
Ja, Mickey und Foss. Das einzige Problem, das ich je haben würde, käme, wenn Robin oder Frank sich in anderen Projekten verausgaben würden. Robin ist so wichtig geworden. Er wird einer der Dreh- und Angelpunkte bei "Sunsets on Empire" werden. Es gibt schon viele Ideen dazu. Gestern haben wir beim Soundcheck mit etwas herumgespielt. Irgendwie sprang dabei einfach der Funke über. Man weiß, wenn die Jams einfach zu etwas werden und man spürt es, wenn die Zeit gekommen ist. Man kann das Schreiben neuer Songs nicht erzwingen.

Aber zurück zur Tournee - sie läuft großartig. Die Vorgruppe The Seer fordert einen wirklich heraus. Man kann sich nicht einfach zurücklehnen und sagen: nun, die Vorgruppe ist da und wieder weg. Sie müssen praktisch jeden Abend eine Zugabe spielen. Die wärmen die Menge wirklich auf und es ist gut, so etwas zu diesem Zeitpunkt der Tournee zu haben, da die Gefahr besteht, daß man nach zwei Monaten auf Achse faul wird, besonders in Deutschland, wo sich die Konzerte sehr ähneln. Ich erinnere mich, daß ich im letzten Jahr hier einfach nur raus wollte, da ich "ausgedeutscht" war (orig.:"Germaned out"), aber diesmal ist es einfach toll. Beim letzten Mal hatte uns der Virus erwischt und jeder fühlte sich mies. Es gab ein großes finanzielles Desaster, das vieles von dem blockierte, was wir versuchen wollten. Aber in diesem Jahr ist die Situation besser. Meine Stimme funktioniert einwandfrei, ich habe aufgepaßt, was ich mache. Es ist schändlich - wir spielen Konzerte von zwei Stunden fünfzehn Minuten Dauer. Yatta meint derzeit, es sei zu lang, aber wir haben beim Spielen einfach so viel Spaß.

Mark:
Hast Du irgendwelche erwähnenswerte Erinnerungen von dieser Tournee, Anekdoten, etc.?

Fish:
Ja, Anekdote Nummer eins. Wir hatten einen freien Tag in Malmö. Am Abend zuvor hatten wir eine Art Soiree, so daß ich wirklich fertig war. Ich beschloß, meinen traditionellen freien Tag zu nehmen, der darin besteht, auszugehen, ein nettes Restaurant zu finden, ein Buch zu lesen und ruhig und still zu sein - eine Art "Selbstheilungstag". Ich spazierte anderthalb Stunden durch Malmö und kam zu diesem französischen Restaurant und dachte mir "toll". Ich habe tatsächlich meine Frau angerufen und sie gebeten, sich in ein Flugzeug zu setzen und herzufliegen, woraufhin sie allerdings "Nein, das kann ich nicht machen." antwortete. So habe ich mich dann alleine hingesetzt und gedacht, ich könnte meine Frau aus dem Restaurant heraus anrufen. Ich schaffte es nicht, mein Telefon zu bedienen - eines dieser neuen internationalen Telefone - und es gelang mir einfach nicht, herauszubekommen, wie das verfluchte Ding funktionierte. Ich hatte die Bedienungsanleitung für das Telefon im Haus gelassen. Also nehme ich mir dieses großartige Buch "The Diamond Age", das, wenn ich mich nicht irre, von Stevenson ist. Das war ein stämmiges, zweieinhalb Inch dickes Exemplar. Ich marschierte also in dieses Restaurant, mit den alten Jeans und dem zerknautschten Sweatshirt. Die Kellner blickten betreten zu Boden. Man wies mir einen Tisch zu und ich gab meine Bestellung auf. Ich bekam eine Flasche Wein und saß da, las das Buch und versuchte zu telefonieren, ohne dabei aber durchzukommen. Plötzlich bemerkte ich, daß die Kerze auf dem Tisch heller als noch fünf Minuten zuvor brannte. Ich sah auf und entdeckte, daß mein Buch Feuer gefangen hatte! Jeder im Restaurant blickte mich an und fragte sich, was ich machen würde. Ich blies das Feuer aus und las weiter.

Der andere Höhepunkt war definitiv das, was Du am letzten Abend gesehen hast - der Biertrinker-Wettbewerb! Ich wollte schon immer bei einem solchen Wettbewerb mitmachen. Das war unglaublich, definitiv etwas für die Jungs. Auf dieser Tournee gab es viel zu lachen aber es galt auch, viele Schwierigkeiten zu meistern.

Wir kamen in diesen polnischen Club und es war eine ziemlich ländliche Gegend. Ich war da mit Fats, dem Jungen, der sich um die Beleuchtung kümmert. Wir waren auf der Tanzfläche und jeder rempelte ihn an - es war wie eine Disco der siebziger Jahre, es war ziemlich lustig. Nach dem Konzert in Litauen machten wir an diesem Hotel halt und die Hotelmanagerin rief den Veranstalter an, um ihm mitzuteilen, das es unglaublich sei. Sie hätten gerade den ersten farbigen Gast gehabt. Das war ein wirklich wilder Platz - es ist definitiv der "Wilde Osten". Man fährt mit dem großen Bus die Straße entlang, überholt Pferde und Karren mit Stoppelrüben. Es ist eine ziemlich wilde Gegend, aber sie bietet auch viel Spaß. Die Konzerte in Estland waren wundervoll. Alle tanzten sehr viel. Vor und nach den Soundcheck lief Bob Marley, Frankie goes to Hollywood oder James Brown und und jeder tanzte mit. Auf dieser Tournee gab es viel Musik. Wir haben auch viele Videos mit. Oben haben wir einen Videoclub: "Das Schweigen der Lämmer", "The Crying Game", "Das Piano", eine Menge anspruchsvoller Filme, inklusive "Under Siege" und anderer Sachen, Filme von Stephen Segal, "Shallow Grave", einige wirklich gute Filme. Aber gleichzeitig ist da die Musik, die wir abspielen, wie etwa Johnny Cash. Wir haben eine CD dieser Band aus Lappland, die wirklich gut ist. Auf dieser Tournee hatte ich das Album von Pulp mit, Harry Conick Jnr's letztes Album, eine Platte mit Dance- versionen indianischer Musik. Ich hatte das neue Goldie-Album dabei. Ich hatte Massive Attacks Production-Album, ein Album mit Jungle-Musik, Oasis' neue Scheibe, Blur's neues Album, Johnny Cash live in San Quentin. Wir haben wirklich einiges abgefahrenes dabei. Ich habe ein Album von Ronnie Jordan mit dem Titel "The Quiet Revolution", das in die Richtung von Jazzmusik geht. Wir haben uns wirklich Musik aus einem breiten Spektrum angehört. Jeder stand auch auf Tom Petty. Das ist auch so ein Zeichen. Wenn man beginnt, sich sehr viel Musik anzuhören, heißt das, daß sich das Album entwickelt. Die Band ist großartig, die Stimmung unterwegs toll. Wir hatten eine wirklich gute Zeit in Skandinavien und es hat uns wirklich schockiert, als wir merkten, daß sie sehr, sehr teuer gewesen war! Und dann war da natürlich noch die Ewan Vernal-Geschichte über den Champagner.

Das ist eine tolle Geschichte. Ewan war seit drei Tagen in der Band, und wir waren in Wroclaw aus, was darin endete, daß wir eine Mahlzeit mit dem Veranstalter und den Leuten vom Radiosender einnahmen und uns danach trennten und in verschiedene Clubs in der Gegend gingen. Ewan verschwindet in diesem wirklich noblen Nachtclub. Kurz bevor der schließt, kauft er sich diese Flasche Dom Perignon. In Polen haben sie eine Währungsreform durchgezogen - dabei haben sie etwa vier Nullen des alten Geldes gelöscht, früher bekam man 20 Millionen, aber nun sind es etwa zwanzigtausend oder wie auch immer. Er bestellt diesen Dom Perignon, er hatte drei Flaschen bestellt, und nicht vor Ende des Abends kommt er darauf, daß der Preis in der Weinliste in der neuen und nicht in der alten Währung ist. Als nächstes fuhren zwei Sicherheitsleute zu unserem Hotel und holten Yatta, der das Geld aus dem Hotelsafe holen mußte, und herunterkam, um einen sehr, sehr betrunkenen Ewan auszulösen, der letztlich über 1000 Pfund für Champagner ausgegeben hatte. Der bandinterne Rekord lag zuvor bei Yatta und betrug 400 Pfund, und Ewan übertraf ihn! Er war so betrunken, daß er sich nie genau erinnern konnte, was eigentlich passiert war. Wir ließen ihn nackt auf seinem Bett, die Decke anstarrend, wie ein Toter liegend, zurück - er war wie eine Leiche, die nur noch ihre Socken anhatte! Am nächsten Morgen kam er mit einer Flasche Bier in der Hand herunter, checkte aus, ging direkt zum Bus und kollabierte. Bis zum nächsten Tag realisierte er nicht, wie viel Geld er ausgegeben hatte. Er mußte einfach die Tournee mit uns durchziehen, da er uns das Geld zurückzahlen mußte! Das ist eine Möglichkeit, die Band zusammenzuhalten.

Mark:
Ist das ein Rekord, den Du selbst auch brechen willst?

Fish: Auf keinen Fall. Wir knieten alle mit den Worten "Wir sind es nicht wert!" (orig.: "We're not worthy!") nieder. Ewan ist ein wirklicher Glücksfund. Aber auch Niall Muir ist ein sehr lustiger Kerl, seine Aktionen auf der Bühne haben Frank richtig munter gemacht. Jeder in der Band spielt toll. Wir haben den "Roadhouse Blues" weggelassen, er langweilte uns, und dafür "Boston Tea Party" aufgenommen. Das ist ein tolles Programm. Ich werde nie wieder ein solches spielen. Die gute Nachricht ist, daß das erste polnische Fernsehprogramm, eine Art polnische ARD, ein komplettes Konzert mit Elektronik und ein rein akustisches aufgezeichnet hat - das sind zwei völlig unterschiedliche Konzerte. Um ein Beispiel zu geben: das akustische Konzert haben wir mit Ewan gemacht. Wir hatten vor, etwa eine Stunde und fünfzehn Minuten zu spielen. Wir spielten in diesem kleinen Club mit etwa 150 Leuten in Krakau - beide TV-Konzerte waren in Krakau - so daß wir uns entschlossen, "Sugar Mice", "State of Mind" und solche Songs zu spielen und selbst das akustische Konzert dauerte dann zwei Stunden. Beide Konzerte wurden mit sieben Kameras aufgezeichnet und wir bekamen die Gelegenheit, die Bänder außerhalb Polens zu nutzen. Wir haben schon Interessenten in Skandinavien, die die kompletten Konzerte haben wollen. Wenn die Sendung im Januar/Februar unter Dach und Fach wäre, würde uns das wirklich bei der Veröffentlichung des Live-Albums im nächsten Jahr und dem Bekanntheits- grad der Open Airs helfen. Wahrscheinlich werden wir das akustische Konzert, das elektrische Konzert und die Videos gleichzeitig veröffentlichen - erst an Mitglieder des Fanclubs und dann offiziell.

Mark:
Obwohl Du zur Zeit mitten in einer gewaltigen Tournee steckst, kommen ständig e-Mails, in denen ich gefragt werde, wann Du denn in der Heimat der Anfragenden - in Venzuela, Australien oder wo auch immer - auftreten wirst. Die meiste dieser elektronischen Post kommt aus den USA - hast Du immer noch vor, im nächsten Jahr dort rauszukommen?

Fish:
Irgendwann im nächsten Jahr werden wir definitiv dort sein. Ich muß da einfach hin und etwas tun. Das ist mir inzwischen selbst unangenehm. Ich weiß, daß dort viele Menschen leben. Vielleicht könnte ich dem Beispiel Marillions folgen und in zehn Städten spielen. Zur Zeit ist es das erste und wichtigste, den nächsten Schritt zu machen. Uns wurde ein Angebot von den Falkland-Inseln gemacht, das wir wirklich annehmen wollen und um das sich mein Agent zur Zeit kümmert. Wir wollen runter nach Spanien, sprechen mit spanischen Veranstaltern über drei oder vier Konzerte - die dann vermutlich im Januar oder Februar stattfinden werden. Wir werden uns auch mal in Portugal versuchen und dort anklopfen. Nach Italien kamen wir nicht hinein; jede Tournee in Italien in der ersten Hälfte dieses Jahres schrieb rote Zahlen und die Veranstalter waren nervös. Die politische und wirtschaftliche Situation erinnert an die Siebziger. Wir wollten dort wirklich auftreten, aber man machte uns einfach kein Angebot. Nach Südafrika kommen wir wahrscheinlich im Februar. Ich spreche zur Zeit mit einer australischen Vertriebsagentur über einen Vertrieb dort unten, und ich spreche ebenfalls mit einer amerikanischen Firma. Ich werde im Januar runter nach MIDEM fahren - man bot uns eine Show in MIDEM als Teil einer schottischen Nacht an, was uns Cannes wieder in die Rechnung aufnehmen ließ - vielleicht machen wir das und hängen dahinter Spanien dran. In die Türkei gehen wir im Mai, und der Rest zeichnet sich jetzt erst ab. Eine der wichtigsten Sachen im nächsten Jahr ist die Fertigstellung der Alben und die Teilnahme an den Open Air-Konzerten. Ich möchte bei fünf oder sechs Open Airs in Skandinavien und an vier oder fünf in Deutschland teilnehmen. Wir brauchen sie, um das Geld zur Auffüllung der Kriegskasse zusammen zu bekommen, um Yatta zu bezahlen. Wenn wir komponieren und aufnehmen, verdienen wir kein Geld, so daß wir im nächsten Jahr zur Bezahlung der Band, des Stroms und all der anderen Dinge die Open Airs brauchen, um die ganze Sache am Laufen zu halten. Ich sehe die Sache so, daß das Ding mit Amerika vielleicht im September über die Bühne geht - falls wir den Vertrieb in Amerika auf die Reihe bekommen - weil der Katalog momentan ziemlich umfangreich wird. Ich habe vor, im nächsten Jahr drei Alben zu machen. Das "Sunsets on Empire"- Album, ein zweites, abstrakteres Album und dann gleichzeitig vielleicht noch ein Album mit Coverversionen, das wir einfach so spontan aufnehmen könnten, mit Jackson Brown, Jodi Mitchell - im Stile amerikanischer Sänger/Songwriter. [..] Das bedeutet, daß wir mit knapp einem Dutzend Alben, einschließlich dem Livematerial, auf die Suche nach einem großen Vertrieb gehen. Wir haben vor, "PigPen's Birthday", das Konzert in Hammersmith '90, und "Crypt Creepers", die Düsseldorfer Show aus dem Jahre 1991, neu aufzulegen. "Toiling in the Reeperbahn" wird aus dem Angebot genommen, genauso wie das Fanclub-Konzert in Haddington und das andere aus Edinburgh. Einiges davon wird nun zu wirklich guten Sammlerstücken werden. Ich glaube, mit dieser Live-Packung besteht die Möglichkeit, die vier Alben - die vier Doppelalben - zu Preisen von Einzel-Alben auf den Markt zu bringen. Vielleicht werden wir sie gleichzeitig mit den Videos veröffentlichen. Wir haben den Livemitschnitt von dieser Tournee. Die Shows in Polen wurden auf 24 Track-Material aufgenommen, was bedeutet, daß wir Zugriff auf vollständige Masterbänder haben. Was wiederum bedeutet, daß wir uns hinsetzen und ein paar mißglückte Noten, etc. reparieren können. Nur um ein wirklich gutes Livealbum auf die Beine zu stellen. An dieser Stelle sei gesagt, daß das DAT-Band aus Esbjerg in Dänemark hervorragend war; überhaupt fliegen ein paar gute DATs hier herum. Die Skandinavier haben bereits Interesse an der Stockholmer Show angemeldet, die sie als Doppel-Live-Album zum Preis eines Einzel-Albums herausbringen möchten. Das ist alles eine Frage des Geschäftes, die Sache am Laufen zu halten.

Mark:
In diesem Jahr gibt es keine Convention der "Company" Schottland. Hast Du vor, sie nur noch alle zwei Jahre abzuhalten?

Fish:
Ja. Ich denke, daß wir in diesem Jahr so viel getourt sind, daß jeder die Möglichkeit hatte, uns zu sehen. Ich würde die Convention lieber im nächsten Sommer, vielleicht während des Edinburgher Festivals, abhalten, und beten, daß es diesmal nicht regnet. Wir haben ein Konzert im Rotterdamer Feyenoord Fußballstadion, eine große AIDS-Wohltätigkeitsveranstaltung. So wie's aussieht, werden wir das wohl machen. Obwohl wir im nächsten Jahr Open Air-Konzerte geben, könnten wir Conventions in Hallen geben, etwa eine in Belgien für die Belgier und die Franzosen, eine in Deutschland, eine in Holland und eine in Schottland. Wir könnten das zwischen den Open Airs machen. Zusätzlich wollen wir zwischen den Open Airs in der ehemaligen DDR auftreten. Wir waren in Harlett - es war unglaublich, 800-900 Leute kamen. Wir wollen also wirklich nach Leipzig. Prag lief für uns auch gut. Es besteht die Möglichkeit, ein Open Air in Polen zusammen mit GWR, einer der lokalen Radiostationen, die auch über Satellit empfangen werden kann, zu machen. Die spielen schon jetzt sehr viel von unserem Material. In Tallin, Estland, findet auch ein Festival statt. Zwischen all diese Open Airs könnten wir Zusatztermine einbauen. Ich habe auch den Wunsch, nach Frankreich zurückzukehren und weitere 10 oder 12 Konzerte in der Provinz zu geben. So wie es aussieht, dürfte der Auftritt in Paris ausverkauft sein. Der Veranstalter ist völlig aus dem Häuschen, er meinte "Die Aussichten Fishs haben sich in Frankreich völlig gewandelt. Vorher waren sie eher trübe, nun sind sie vielversprechend." "Just good Friends" war die Nummer 4 auf der Playlist von RTL, was ziemlich toll war. Definitv hat die "Yin" & "Yang"-Tournee sehr viele positive Energien freigesetzt und so viele Leute angezogen. Wir müssen da weitermachen. Wir müssen das neue Studioalbum auf den Markt bringen und es muß sehr gut werden. Mit der Energie, die wir zur Zeit haben, sind wir in der optimalen Lage, ein Top- Album aus dem Hut zu ziehen. Ich muß einfach mit einem umwerfenden Album herauskommen, ich muß einen All-Time-Klassiker schaffen. Ich glaube wirklich und ernsthaft, daß das im Bereich unserer Möglichkeiten liegt.

Mark:
Wird es eine weitere Singleauskopplung von "Yin" & "Yang" geben?

Fish:
Wir haben darüber nachgedacht, "Lucky" könnte eine werden. Aber andererseits kostet die Veröffentlichung einer Single so viel Geld, daß wir uns fragen, ob sich das bezahlt macht. Wir haben in Großbritannien im Rahmen der Tournee so viel Radiowerbung laufen, vielleicht können wir im Januar was herausbringen. Ich hielte es für keine gute Idee, im Dezember etwas auf den Markt zu bringen, da dort dann sehr viele musikalische Schwergewichte präsent sind. Eine andere Sache betrifft EMI, die nun "Marillion" ziehen ließen - vielleicht können wir nun im Mai "Lavender" veröffentlichen. Ich denke, daß vor allem das alte Material, das wir aufgenommen haben, sich hervorragend zur Veröffentlichung eignen würde, wenn das Live-Album auf den Markt kommt. Die ganze Sache mit EMI hat sich nun geändert. Ein weiterer Aspekt betrifft viele meiner Vertriebsverträge, die im Mai zur Verhandlung anstehen und bei denen vielleicht einige der Firmen, mit denen ich zur Zeit vertraglich verbunden bin, ausgetauscht werden.

Mark:
Wann beginnst Du mit den Arbeiten an "Sunsets on Empire"?

Fish:
Im Dezember oder im Januar. Die harte Wahrheit ist die, daß die Veröffentlichung von "Yin" & "Yang" nicht wie eine Bombe eingeschlagen hat. Wir wußten, daß wir innerhalb der ersten Monate nach der Veröffentlichung eine Entscheidung treffen mußten. Wären von "Yin" & "Yang" 300.000 Kopien verkauft worden, hätte uns das die notwendige Zeit gegeben. Viele Leute sagen sich: "Nun, die Stücke habe ich bereits." Viele sind sich nicht bewußt, daß sehr vieles neu eingespielt wurde. Das läuft alles sehr langsam, man kann sich also nicht einfach zurücklehnen. In Deutschland gab es einige Negativbeispiele, bei denen die Leute meinten: "Nun, es ist zwar eine Best-Of-Sammlung, aber wann bekommen wir die neuen Sachen? Ist Fish als Songwriter ausgebrannt?". Die Antwort darauf ist ein klares NEIN! Was wir werden machen müssen, ist, es zu beweisen. Ich habe immer gesagt, daß "Yin" & "Yang" eine Eintrittskarte in neue Märkte war. Wir sprechen auch mit den Japanern und Leuten aus Südostasien über Tourneen, aber all das muß mit dem Schreiben neuer Songs abgestimmt werden. Das Schreiben ist das Allerwichtigste.

Mark:
In welche Richtung wird das Album gehen, sind Dir während der Tournee einige Ideen gekommen?

Fish:
Ja, ich will ein Album mit Groove und guten Melodien machen. Groove finde ich wirklich wichtig. Als ich mir die Goldie-Sachen angehört habe, fand ich es wirklich interessant, aber das wäre eher was für das abstrakte Album. Vielleicht machen wir viel mit Bass-Piano und Voice-Over-Effekten, und nutzen das als Bindematerial zwischen den einzelnen Nummern. Wir müssen einfach mal sehen, wie das wird.

Mark:
Heißt das, daß das Album ein wenig wie ein Konzeptalbum wird?

Fish:
Wir müssen einfach mal abwarten, was passiert, laß es sich entwickeln. Ich bin mal wieder sehr an der Folk-Ecke interessiert und an diesen Folk-Blues-Sachen. Ich denke, daß es wahrscheinlich viel mehr schottische und irische Einflüsse geben wird. Aber dann sehe ich wiederum den Groove und die Melodie. Ein bißchen in Richtung der "Doors". Glaube ich!

Mark:
Wird James das Album produzieren?

Fish:
Es gibt mehrere Möglichkeiten. James ist zur Zeit beschäftigt. Eine Möglichkeit ist Calum Malcom, der mit Runrig, Blue Nile, Martin Taylor gearbeitet hat.

Mark:
Wie sieht es mit der grafischen Gestaltung aus, wird Mark Wilkinson daran beteiligt sein?

Fish:
Ja, ich werde meine Ideen an Mark weitergeben und dann sehen, wie Mark zu ihnen steht und ob sie ihn begeistern. Mark hat zur Zeit viel Arbeit, er ist ein sehr beschäftigter Mann. Die ganze Idee basiert darauf, etwas im Art Deco-Stil zu machen, in Richtung Art Nouveau. Mit einem Cover wie ein Filmplakat mit Rudolph Valentino. Sehr romantisch, aber gleichzeitig ähnlich dem "Internal Exile"-Cover mit modernen Symbolen versetzt. Der Schriftsatz wird beispielsweise definitiv im Art Deco-Stil gestaltet.

Mark:
Habt Ihr bisher etwas von EMI / Polydor zurückbekommen?

Fish:
Nein, wir waren nicht in der Lage, darüber zu reden. Ich glaube, wir werden uns mit diesen Leuten im Dezember oder Januar zu Gesprächen treffen.

Mark:
In der "Freaks"-Mailing-List gab es viele Diskussionen über den lyrischen Inhalt von "Misplaced [Childhood]" und ob es aus religiöser Sicht geschrieben worden sei.

Fish:
Religion ist umfassend, ich war schon immer an Religion interessiert. Es gibt in "Misplaced" eine gewisse Menge darüber, aber keinen religiösen Unterton oder eine religiöse Botschaft. Religion fasziniert mich genauso wie es Beziehungen tun. Das ist etwas, worüber wir auf den Interview-CDs sprechen wollen, die wahrscheinlich auch im nächsten Jahr erscheinen werden.

Mark:
Wie kommt es, daß Du schließlich doch ins kalte Wasser gesprungen bist und Dir die Yin & Yang - Tätowierung geholt hast ?

Fish:
Das mußte einfach gemacht werden, es war Schicksal. Diese Tournee brachte so viel Spaß, ich wollte etwas, das mich an sie erinnert. Als wir diese Tournee begannen, war so viel los, schwirrten so viele Geschichten in der Luft herum. Ich habe entschieden, mich an einem Roman zu versuchen, der den Titel "Auf der Suche nach Yang" tragen wird. Das wird vom Konzept her wie Conrads "Out of Darkness", nur nicht mit dessen Anspruch. Wahrscheinlich eher humoristisch. Als wir mit der Tournee loslegten, wußten wir nicht, was passieren würde, wir wußten nicht, ob wir an ihrem Ende ein Dach über dem Kopf haben würden. Es gab während dieser Tournee einige wirklich ernste Abenteuer, wirklich ernste. Von der Sache um Paton bis zu Drohungen und anderem. Man muß sich wirklich ein Herz fassen, wenn man sich mit dem Bus auf die Straße begibt - ähnlich wie ein Schiffsreisender, der sich in unbekannte Gewässer aufmacht. An manchen Stellen der Tournee hatte ich ein Gefühl wie Cornal Kurtz in "Apocalypse Now". Ich wollte mich schon immer an einer Autobiographie versuchen, fürchtete aber, nicht mehr zustande zu bringen als eine Aufzählung der Sorte "Diese Single wurde veröffentlicht und erreichte Platz 3 der Charts und diese Single, blah, blah, blah, und ich habe George Michael getroffen, und so weiter und so weiter". Ich will eine Sammlung, ein Mosaik aus Geschichten schaffen. Das wird mit der Malmöer Geschichte mit dem Buch beginnen. Mir steht unterwegs ein Computer zur Verfügung und ich versuche, damit klar zu kommen. Aber um ehrlich zu sein, ist das ganz schön schwer. Die Textverarbeitung ist schwer zu bedienen. Aber wer braucht schon ein Tagebuch wenn man Yatta hat. Langsam bekomme ich jedoch den Durchblick, die Bedienung mit der Maus beherrsche ich inzwischen. Auch ein paar Computerspiele habe ich schon ausprobiert. Schritt für Schritt trete ich in diese Welt ein. Zuhause habe ich nun mein eigenes Büro, was die Dinge einfacher macht. Ich kann mich hinsetzen und schreiben, ohne die Couch mit meiner Tochter teilen zu müssen, die sich gerade ein deutschsprachiges Video des "Dschungelbuchs" ansieht. Ich möchte dieses Buch gleichzeitig mit den Alben machen. Ich würde auch gerne die Drehbücher schreiben. Zur Zeit durchlebe ich eine wirklich kreative Phase und ich möchte mich ihr hingeben. Das ist eine lange Tournee und wir sind wirklich stolz, daß wir so weit gekommen sind. Nach der Meinung vieler Leute wäre - aus verschiedensten Gründen - diese Tournee schon vor 20 Tagen vorbei gewesen. Allein die Tatsache, daß man so lange zusammen in einem Bus sitzt, etwas, womit man mit 23 Jahren leicht klar kommt, ist mit 37 Jahren nicht ganz einfach. Im letzten Jahr sagte man mir, daß ich ein ernsthaftes Problem mit meiner Stimme hätte, aber das habe ich durchgestanden. Ich rauche jetzt nur noch Light-Zigaretten, halte mich von harten Drinks fern und trinke viel Wasser.

Mark:
Also gurgelst Du auch nicht mehr mit Wein?

Fish:
Nein, mit dem Gurgeln habe ich völlig aufgehört. Mir war nie ganz klar gewesen, wie schädlich das war. Ich habe auch aufgehört, Aspirin zu schlucken. Während der letzten Tournee schluckte ich jeden Tag Aspirin, sechs Stück täglich. Ich nahm ein paar Halspastillen, hatte ein paar Mal Halsweh, aber nichts, was sich negativ auf die Auftritte ausgewirkt hätte, dieses Programm war einwandfrei. "Fugazi" spielen wir in tieferer Tonlage, was niemand bemerkt. Aber der Rhythmus ist brilliant - Attacke, Attacke, Attacke. Jetzt stehen uns noch 14 Konzerte bevor. Als wir erstmals die Reiseroute vorgelegt bekamen, hat sie sich während der ersten 3 Wochen niemand von uns angesehen - sie war viel zu furchteinflößend. Aber es lief gut. Wir betrachten sie als unterschiedliche Abteilungen. Skandinavien war eine eigene Abteilung, Deutschland ist eine. Nach zwei freien Wochen kommen die Konzerte in England. Schließlich spielen wir auch in Irland, in Belfast und Dublin, was eine tolle Sache ist. Das ganze entwickelte sich genau so, wie wir uns das gewünscht haben, unser Bekanntheitsgrad steigt. Wir sehen in jedem Konzert die Chance, Werbung für uns zu machen. Kein Konzert dieser Tournee war wirklich mißlungen. Dem Auftritt in Posen, in Polen, fehlte es ein wenig an Glanz. Wenn man die Daten durchgeht und es heißt, man würde in einer für 2500 Leute ausgelegten Halle spielen und man kommt hin und stellt fest, daß das ganze eher für 8000 Leute gedacht ist, man ist aber nur auf die kleinere Halle vorbereitet, dann ist das in etwa so, als wolle man eine Rave-Party mit einem tragbaren CD-Player schmeißen. In Mannheim hatten wir schreckliche Schwierigkeiten, die eher technischer Natur waren als stimmlicher, und die eher die Halle betrafen als die Techniker. Aber sogar bei diesen Konzerten war die Stimmung hervorragend. Die ganze Tournee steht also unter einem guten Stern des Erfolges, was eine tolle Sache ist. Im letzten Jahr dachte ich darüber nach, nie mehr auf Tournee zu gehen, so daß das jetzt ein krasser Stimmungswandel war. Mir hat diese Tournee wirklich Spaß gemacht, ich bin fast an dem Punkt, an dem ich nicht mehr weiß, was ich machen soll, wenn sie zu Ende ist. Ich stecke so in dieser Tournee drinnen. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, mit Marillion eine solch großartige Tournee gemacht zu haben, 3 Monate voller Arbeit.

Mark:
Ich denke, Du wirst einfach fertig sein, wenn Du wieder nach Hause kommst.

Fish:
Nun, ich habe schon mit Kenny unten am Tynesider gesprochen und ihm gesagt: "Am 22.November um 6 Uhr möchte ich einen Pint für 80 Schilling auf dem Tresen stehen haben, der auf mich wartet!". Das tolle ist, daß die Hibs richtig Erfolg haben und Dritte der Liga sind. Das Leben ist gut.

Mark:
Was ist das erfreulichere: der dritte Platz der Hibs oder die Tatsache, daß die Hearts Tabellenletzte sind?

Fish:
Das ist Yin & Yang, nicht wahr? Das ist lustig. Ich habe festgestellt, daß 3 Mitglieder der Band "Jambos" (Fans der Hearts) sind. Nach und nach geben sie sich zu erkennen. Am Anfang gab nur Squeaky zu, daß er Fan der Hearts sei, aber es interessiere ihn nicht besonders. Aber die letzten Wochen haben ihn mitgenommen. Sogar Foss, ist ein heimlicher Jambo. Und Squeely. Squeely ist der Spitzname von Niall Muir, weil ihn mal jemand nachts an einer sensiblen Stelle berührt und er einen hohen Schrei ausgestoßen hat! Der brachte das Glas zum Springen. Squeaky, Foss und Squeely sind also Jambos. Ich hatte viel Spaß mit der Textzeile in "Lucky": "Down at Easter Road till his throat is raw, on a Saturday he knows the score".

Mark:
Rufst Du samstags zuhause an, um die Ergebnisse zu erfahren?

Fish:
Ich rufe Kenny im Tyneside oder meinen Vater an. Ich rufe deshalb niemals meine Frau an, weil sie die Ergebnisse nicht kennt. Das ist wirklich witzig, weil ich gerade mein Horoskop gelesen habe. Ich lese mir immer den Artikel von Patrick Walker in der "Sunday Mail" durch. Er macht diese monatlichen Horoskope und ist dabei ziemlich gut. Es schrieb: "Gib acht auf den Oktober - es wird so aussehen, als wäre Dir der Boden entglitten." Ich sagte jedem, er solle vorbereitet sein. Ich sagte: "Seid bereit, steht fest am Boden, es werden schlimme Dinge passieren". David verließ uns am 1.Oktober und ich mußte mit dem ganzen Zeug fertig werden, was ein Alptraum war. Das war wirklich ein Alptraum. Wir haben deshalb einen Haufen Geld verloren. Am Ende des Tages werden wir bei dieser Tournee immer noch Geld verlieren, aber das wird recht gut durch die Alben ausgeglichen, die wir aufgrund dieser Tournee verkaufen konnten. So wie es zur Zeit aussieht, werden wir etwa 20.000 britische Pfund verlieren, was bei einer dreimonatigen Tournee dieser Größe so gut wie nichts ist, wenn man Musiker und all das andere bezahlt. Zu Zeiten Marillions wären wir damit sehr zufrieden gewesen. Wenn ich bei einer größeren Plattenfirma wäre und denen gesagt hätte "Wir möchten 20 Tausender für eine Tournee", hätte wohl niemand von denen abgelehnt. Wenn man bedenkt, daß wir bei der "Vigil"-Tournee etwa 125.000 Pfund verloren haben, waren wir diesmal ganz hervorragend. Wir sind nach Deutschland und einen Großteil Europas in Zeiten der Rezession gegangen und haben es dennoch geschafft. Wir verdienen eine Medaille. Yatta hat tolle Arbeit als Produktionsmanager geleistet. Fats, unser Mann für die Beleuchtung, ist brilliant. Er wurde nun von AC/DC angeheuert, wird mit denen für zwei Jahre unterwegs sein. In Köln bekommen wir einen neuen Beleuchtungstechniker.

Mark:
Du verlierst also Fats?

Fish:
Ja, aber wir haben jetzt einen funktionierenden Pool. Wir haben eine Zahl von Leuten, auf die wir zurückgreifen können. In einem dieser technischen Magazine erschien ein Bericht und wir bekamen eine wirklich gute Rückmeldung. "Yin" & "Yang" bringen das, was sie sollten. Sie schaffen uns einen Ruf. Nachdem Marillion nun nicht mehr bei EMI sind, werden wir viel bessere Aufmerksamkeit erfahren als noch vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren sagte Mark Kelly, er würde nicht mehr mit Fish zusammenarbeiten. Jetzt sagte er einer Zeitung, ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, etwas wie "Wenn Fish mit einer guten Idee auf uns zukäme, würden wir darüber nachdenken, solange die Gründe richtig wären und es nicht nur ums Geld ginge." Meine Antwort darauf ist die.. (A) Wenn ich eine wirklich gute Idee hätte, wären sie eine der letzten Bands, denen ich sie mitteilen würde. Wen ich eine wirklich gute Idee hätte, würde ich sie mit den Musikern, die ich jetzt habe, ausarbeiten wollen. (B) Wenn ich Steve Hogarth wäre und diesen Artikel gelesen hätte, wäre ich auf die Barrikaden gegangen. Das ist eine schreckliche Beleidigung für Steve Hogarth. ER ist der Sänger von Marillion, er ist mit ihnen länger zusammen als ich es war.

Ich bin nicht an einer Rückkehr interessiert und auch nicht daran, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wie gesagt, wenn ich eine Idee hätte, würde ich sie mit meiner eigenen Band ausarbeiten. Das ist so, als hätten sie gesagt, sie wollten ihm bei einer seiner Ideen helfen. Ich brauche ihre Hilfe nicht. Die einzigen Leute, die meine Rückkehr gerne sähen, sind wirklich harte Fans und es gibt nur noch sehr wenige von ihnen. Um ehrlich zu sein: ich glaube, daß das, was wir jetzt machen, weitaus aufregender ist als jede Zusammenarbeit oder jede Rückkehr zu diesem Stil. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Leute das wirklich interessieren würde. Ich hätte nie gedacht, daß wir diese Art von Konzerten machen würden, die wir zur Zeit machen - so entspannt, so kraftvoll, so energiegeladen, so erfrischend wie die Show, die wir in diesem Moment geben. Ich habe sieben Jahre damit verbracht, Schritt für Schritt eine Solokarriere aufzubauen, und es war eine verdammt harte Schufterei. Ich denke nicht daran, all diese harte Arbeit wegzuwerfen, nur um zurück zu diesem Namen zu kommen. Denn alles, was Marillion sind, sind neun Buchstaben. Das ist alles - ein Name. Ich brauche dieses Spiel nicht. Die Leute respektieren das, was ich zur Zeit mache.

Mark:
Vor einigen Jahren hast Du ihnen ein Konzert im Stile des Lorelei- Auftritts angeboten, bei dem erst Du aufgetreten wärst und dann sie mit Steve und dann ihr alle zusammen.

Fish:
Ja, und gleichzeitig sagten sie mir, daß sie nie in ihrem Leben wieder mit mir zusammen auf die Bühne wollten. Wenn sie bei einem neuen Label unterschreiben und versuchen, diese Flamme wieder zu entzünden, dann tut es mir leid, aber ich werde genau darüber jetzt einen Eimer Wasser giessen. Ich bin in den letzten Jahren so oft zurückgewiesen worden. Ich habe einfach aufgegeben. Ich finde Marks Haltung schlichtweg herablassend. Wenn ich Steve Hogarth wäre, würde mich das aufregen. Sie haben sieben Jahre damit verbracht, den Fish-Mythos zu zerstören und den Hogarth-Mythos aufzubauen. Das bricht allem, was sie bisher getan haben, das Fundament weg.

Mark:
Es gibt jetzt viele Marillion-Fans, die Fish nicht mögen, und viele Fish-Fans, die Marillion nicht mögen.

Fish:
Das ist jetzt Geschichte. Ich habe mit Yatta darüber gesprochen. Die Leute interessiert das einfach nicht. Es wäre für mich sehr, sehr schlecht, wenn ich mich in irgendeiner Weise mit ihnen einlassen würde. Das wäre so, als gingen die Searchers auf Tour, oder wie die Bay City Rollers oder wie auch immer. Es wäre definitiv eine nostalgische Geschichte und ich bin nicht daran interessiert, mich mit Nostalgie zu beschäftigen. Ja, wir spielen die alten Songs. Ja, wir haben sie auf den Alben. Aber die sind nur da, weil ich sie mitgeschrieben habe.

Mark:
Es wäre ohnehin nie mehr dasselbe.

Fish:
Ich würde meine Jungs verraten, ich würde Robin, Frank und alle anderen verraten.

Mark:
Ich denke, daß Robin und Frank zusammen hervorragende Arbeit leisten. Die neue Version von "Incubus" ist umwerfend; einen Song, der ohnehin schon ein Klassiker war, nochmal zu verbessern, dürfte schwierig gewesen sein. Aber sie haben es geschafft.

Fish:
Ja. Man muß die Leute nur dazu bringen, ihn zu hören. In Deutschland kamen viele Fans auf mich zu und sagten, daß sie sich die Platte eigentlich nicht kaufen wollten, weil sie all die Sachen schon hatten, dann hätten sie reingehört und es großartig und ganz anders gefunden. Viele Journalisten haben das auch gesagt. Sie fanden es vollkommen anders. Man hört sich das an und hört diese neuen Versionen von "Just good Friends", "Punch and Judy", "Incubus", "State of Mind" und - "Wow!". Wie auch immer, jetzt ist es an der Zeit für den Soundcheck.

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Letzte Änderung: 19. Januar 1997
Andreas Neumann (Neumanna@stud-mailer.uni-marburg.de)