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REZENSION (ursprünglich erschienen in AmigaGadget Nr.15)

Fish: "Suits"

Label :Dick Bros. Record Company
Genre :Rock
Spielzeit :64:48 min
Preis :ca. 30 DM
Interpret :Fish
Titel :Suits

Nach dem Verzehr von rohem Fish ("Sushi" - siehe AmigaGadget 14) hilft uns der Ex-Leadsänger von Marillion nun mit seinem neuen Studioalbum in den Anzug.

"Suits" heißt sein aktueller Streich und wie schon bei den vorherigen Soloalben "Internal exile" und "Vigil in a wilderness of mirrors" (natürlich nicht wie beim reinen Cover-Versionen-Album "Songs from the mirror") zeichnet Mr. Fish persönlich für die Texte verantwortlich.

Die Musik hat er in Zusammenarbeit mit seiner Band, vor allem den Gitarristen Frank Usher und Robin Boult und den Keyboardern Foss Paterson und James Cassidy komponiert.
Hier verfährt der Ex-Holzfäller also wie er früher es bei "Marillion" auch gehalten hatte.

I'm gonna put some ink on the white sheets
Gonna put some blood on the white sheets
Me, I'm no dummy.
[No Dummy]

"Suits" zeigt einen Fish, der sich deutlich im Wandel befindet. Glücklicherweise verfolgt er nicht kurzzeitig angeschlagene Ambitionen in Richtung Drumcomputer ("Something in the air"). Dafür merkt man deutlich den stärken Einfluß von Jazz und Blues auf den schottischen Rockpoeten. Neben die klassischen Rockinstrumente Gitarre, Drums, Keyboard und - sobald Fish Rockmusik macht - Dudelsack (;-)) treten bei "Suits" Geige, Flöte, Saxophon und Harmonica.

Waiting on the sound, waiting in the backstage, Waiting on the crowd,
waiting, Waiting on the critic, waiting on the gong, Waiting on the DJ
to play my sound, Play my song, I'm waiting.
[Pipeline]

Die CD ist auch in anderer Hinsicht ungewöhnlich. Obwohl keinesfalls ein Konzeptalbum verfügt sie über verbindende Elemente in den einzelnen Titeln. Der eine ist gleichzeitig Titel des Albums. In einigen Stücken tauchen nämlich die Anzüge auf, die man sich anzieht, die man anstrebt, die einen in der Öffentlichkeit darstellen. Ein anderer roter Faden ist der Bandwagon, der nicht nur im gleichnamigen Stück durch die Gegend fährt, sondern auch in "Raw Meat" und im "Emperor's song" auftaucht.

But if that bandwagon takes off for another town
And the suits that buy the wine don't like my song
Though I'm playing to empty tables
Till the curtain falls, I'll always find the strength to carry on.
[Raw Meat]

Musikalisch gibt es einige schnelle, im Fish-typischen harten Rhythmus gehaltene Stücke wie "MR 1470", "Emperor's song" oder "Somebody special" sowie einige ruhige Balladen ("Lady let it lie", "Fortunes of war"). Von dieser Seite stimmt die Mischung. Alle Songs sind eingängig, intelligent komponiert und mit gewohnt gutem Text versehen. Besonders gut sind meiner Ansicht nach "MR 1470" und "Somebody special" gelungen. Die größte Überraschung dürfte jedoch "Jumpsuit city" bereithalten. Denn völlig unerwartet beginnt in diesem Stück über den Verkauf des eigenen Ichs in der "freien Welt" eine Dame im Hintergrund auf Deutsch zu säuseln ("Hey Süßer, bist Du alleine ? Ich gebe Dir alles, alles was Du willst."). Auch ansonsten hat sich Fish viel einfallen lassen, um zu fesseln. Dennoch wird man nie ganz den Eindruck los, daß der ganz große Knüller (wie "Internal Exile" auf der gleichnamige Scheibe oder "Big Wedge" auf der "Vigil in the wilderness of mirror") diesmal nicht dabei ist.

She's got a photograph of David Bowie, In A Victorian hand made frame,
Signed backstage by a roadie in his name.
[Somebody Special]

Das Drumherum verdient - wie eigentlich immer bei Fish und auch bei Marillion - ein großes Lob.
Das Booklet ist interessant gestaltet, dick und ausführlich. Es ist mit Anzugknöpfen (laut Booklet dem Buch "The Book of Buttons" entnommen) und Totenköpfen illustriert.
Das Cover ziert eine mit verschiedenen Symbolen bedruckte Anzugsjacke, die über einem an einer überdimensionalen Nadel fixierten skelettierten menschlichen Brustkorb hängt. Ganz nett anzusehen, obwohl es sicher schon bessere Cover - gerade auch bei Mr. Fish - gab.
Wer Glück hatte, kann sogar noch eine CD der limitierten Anfangsauflage ergattern - mit einem kleinen Photo-Extra-Booklet der Band bei der Arbeit und der CD als Picturedisc.

Here I sit in my bones, on the bones upon the hill
Staring out at the wild, blue yonder
Digging deep, I'd found buttons in my pockets
Naked now my skin begins to crwal
I dream Suits, I see Suits
[MR 1470]

Bleibt also nur der zumindest gut gemeinte Rat, zuerst einmal ein wenig in die CD reinzuhören. Sie ist zweifelsohne gut und ein Kauf kein verlorenes Geld, ein Meilenstein ist sie jedoch definitiv nicht. Man darf sich dennoch auf eine eventuelle Tour und offizielle Bootlegs freuen.

Andreas Neumann

What you do when it gets too tough
When you want to say enough's enough
You want to walk away and just throw in the towel
Do you go with the grain, do you go with the tide
Do you go with the crowd, do you go for the ride
Do you hang on in until the bitter end
[Emperor's song]

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Letzte Änderung: 19. Januar 1997
Andreas Neumann (Neumanna@stud-mailer.uni-marburg.de)